Gerfried Stocker: In den Linzer Kunstwelten

Gerfried Stocker Linzer Kunstwelten
Gerfried Stocker Linzer Kunstwelten(c) APA (AEC/PiLO)
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Grottenbahn, Voestalpine Stahlwelt und Deep Space. Wo sich der zugereiste Vollblutlinzer und Ars-Electronica-Chef Gerfried Stocker am wohlsten fühlt.

Gerfried Stocker, Direktor des „Museums der Zukunft“, wie immer ganz in Schwarz, den schulterlangen Pferdeschwanz im Nacken, legt das iPad vor sich auf die Tischplatte. Immer wieder kommen Besucher auf die Dachterrasse des Ars Electronica Centers. Dort, im Museumsrestaurant Cubus, fotografieren sie, was die Linzer Skyline hergibt: das Schloss, den Turm des neugotischen Doms, die Brückenkopfgebäude aus der Zeit des Nationalsozialismus. Gegenüber an der Donau liegt auch das Kunstmuseum Lentos, gläsern und leuchtend wie eine zeitgenössische Verbindung zum Ars Electronica Center, das sich als Zentrum für Medienkunst, Technologie und Gesellschaft positioniert hat.

Er sei, sagt Stocker, „Vollblutlinzer – insofern man das sein kann, wenn man nicht hier geboren ist“. Anzeichen dafür gibt es: der gebürtiger Steirer bezeichnet den orange glühenden Abstich über dem Hochofen der Voest, der entsteht wenn Flüssigeisen und Schlacke abfließen, verklärend als „künstlichen Sonnenuntergang“. Und er empfindet die Grottenbahn – eine unterirdische Fahrt vorbei an beweglichen Zwergen- und Tierfiguren hin zu einer Szenerie aus Märchenbüchern, über denen ein ewiger Sternenhimmel leuchtet, „inzwischen als etwas Selbstverständliches. Daran merkt man, dass man hier zu Hause ist“. In den Etagen unter der Dachterrasse bereitet sich alles im Ars Electronica Center auf die heiße Phase des gleichnamigen Medienkunst-Festivals (ab 31.8.) vor. Diesjähriges Thema: „Origin. Wie alles beginnt“. Stocker, der in Zeiten wie diesen meist das Headset nicht vom Ohr nimmt und sich im „ambulanten Troubleshooting“ kurz vor der Eröffnung übt, wird wie jedes Jahr wieder Delegationen aus Shanghai, Tokio, New York und anderen Weltstädten die Stadt zeigen.

Verwandelter Unort. Immer im Programm: Voest und Pöstlingberg. Die Voest wegen der Stahlwelt, dem neuen Besucherzentrum mit den metallenen Kugeln im Entrée und dem „einmaligen Blick auf das Betriebsgelände“. Der Berg mit seiner Basilika, „wegen des Restaurants Pöstlingbergschlössl, in dem man erstens gut isst und zweitens vor allem in der Nacht einen sehr schönen Blick auf unser Haus hat“. Und auch wegen der Grottenbahn, wenn es sich ausgeht. Wenn nach dem Festival wieder ruhigere Zeiten kommen, verschlägt es Stocker, der mit seiner Familie am Stadtrand lebt, in die Trendsporthalle Bindermichl. „Ich bin da eher Begleitperson für meinen neunjährigen Sohn“, erklärt Stocker, ihn interessiere das Grätzel aber auch als „Ort der Transformation“: Seitdem ein Park, angelegt über der Autobahn, Bindermichl und Spallerhof verbindet, habe sich die Atmosphäre gedreht: „Man sieht hier die Entwicklungsdynamik der Stadt, ein Unort mit seinen Straßenschluchten wird nicht ausradiert, sondern in etwas Neues verwandelt.“

Ein Ort der Transformation im engeren Sinne sei auch der Deep Space im Ars Electronica Center selbst: das 16 mal neun Meter große 3D-Kino, das Tiefflüge in den Weltraum, Ausflüge in Piratenwelten oder detaillierteste Einblicke in Kunstwerke erlaubt, sei eines der Besucherhighlights „und damit auch ein Linzer Lieblingsstück des Museumsdirektors“, sagt Stocker.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2011)

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