Gerfried Stocker
Ars-Electronica-Leiter Gerfried Stocker gab die Gewinner bekannt.
APA/FOTOKERSCHI.AT/ANTONIO BAYER

Linz - Der von der Ars Electronica zum achten Mal organisierte Starts Prize ging heuer an zwei Projekte, die sich mit dem Klimawandel bzw. seinen Folgen beschäftigen. Alexandra Daisy Ginsberg bekam den Grand Prize for Artistic Exploration für "Pollinator Pathmaker", einen Pflanzplan für einen Garten für Bestäuber, Richard Mosse den Grand Prize for Innovative Collaboration für sein Videokunstprojekt "Broken Spectre", das der Abholzungsproblematik im Amazonasgebiet auf den Grund geht.

Der Starts Prize der EU-Kommission stehe für Kooperationen zwischen Kunst, Kreativsektor, Wirtschaft, Industrie und der gesellschaftlichen Innovation, so Ars-Electronica-Leiter Gerfried Stocker in einer Pressekonferenz am Montag. Die beiden Sieger der mit je 20.000 Euro dotierten Preise setzten sich unter 1.637 Einreichungen aus 78 Ländern durch. Die EU-Projekt-Koordinatorin der Ars Electronica, Veronika Liebl, sah "neue Formen der Innovation, die sich nicht nur auf ökonomische Kriterien fokussieren, sondern auch auf ökologische und soziale Herausforderungen unserer Zeit konzentrieren".

Die Britin Ginsberg entwickelte mit "Pollinator Pathmaker" einen Algorithmus, der vorschlägt, wie man einen Garten bepflanzt, der vor allem Bestäuberinsekten anlockt, erklärte StartsPrize-Projektmanagerin Masha Zolotova. Unter www.pollinator.art kann sich jeder einen Vorschlag holen und ein Stück Kunst für Bestäuber kreieren. Museen, botanische Gärten, Organisationen, private Sammlerinnen und Sammler und andere sind eingeladen, mit der Künstlerin, dem Eden Project und einem wachsenden Netzwerk von Institutionen zusammenzuarbeiten und dazu beizutragen, Pollinator Pathmaker zum weltweit größten klimapositiven Kunstwerk zu machen.

Industrialisierter Ökozid

Richard Mosse aus Irland hat für "Broken Spectre" die weit verbreiteten, häufig aber unsichtbaren Fronten des industrialisierten Ökozids mit Abholzungen, unreguliertem Goldabbau und den Diebstahl von indigenen Land im Amazonasbecken dokumentiert. Mosse arbeitete mehr als drei Jahre mit einem großen Team und bezog auch indigene Organisationen mit ein. "Er wollte etwas machen, was uns realisieren lässt, was tatsächlich im Regenwald passiert und damit vielleicht auch einen gemeinsamen Aktionismus hervorrufen", betonte Liebl.

Für Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) ist die Tatsache, dass die Ars Electronica mit der Durchführung des Starts Prize betraut wurde, "Eine Anerkennung der EU, was in diesem Haus geleistet wird. Wir sind ein strategischer Partner, der anerkannt wird". Der Klimawandel und seine Folgen wie etwa Migration seien schon stark zu spüren. "Wie gehen wir damit um, das ist die größte Frage unserer Zeit, wie wird sich KI weiterentwickeln, all diese Dinge werden hier aufgearbeitet", betonte Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) die Bedeutung des Preises.

Bei der Starts Prize-Ausstellung während des Ars Electronica Festivals im September in Linz werden auch die zehn Honorary Mentions und etliche nominierte Projekte zu sehen sein. Der StartsPrize wird seit 2016 von der Ars Electronica, vom Brüsseler Museum BOZAR und der Amsterdamer Waag veranstaltet. Die Projekte sollen das Potenzial haben, zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Innovation beizutragen. Die Trophäen werden beim Ars Electronica Festival in Linz im September überreicht, die Ausstellung der Projekte wandert dann weiter nach Brüssel und im Oktober zur Frankfurter Buchmesse, die wie INOVA+, Ecosystems, French Tech Grande Provence Partner ist. (APA, 19.6.2023)